»Umarme deine eigene Einzigartigkeit«. Für mein Dafürhalten stellt diese Aussage den großen gemeinsamen Nenner und Brückenschlag der besten Rebrands dieses Jahres dar. Individualität steht weiter im Vordergrund. Wie also im Wettbewerb erfolgreich hervorstechen? Einige Marken haben uns dies eindrucksvoll demonstriert.
Zugegeben, wir waren die letzten Jahre sehr verwöhnt: Insbesondere das Jahr 2022 wusste zu begeistern. Das Jahr 2023 war dahingegen zurückhaltender. Nichtsdestotrotz gab es auch den den vergangenen zwölf Monaten wieder Rebrands, die überzeugen konnten.
Markenauffrischungen, wie jener von Pepsi (inhouse umgesetzt), Reddit (verantwortet durch Pentagram), Fanta (inhouse gemeinsam mit Jones Knowles Ritchie entwickelt) oder auch der National Portrait Gallery (in Kollaboration vollzogen), haben viel Zuspruch erhalten. Auf meine Liste der besten fünf Rebrands des Jahres haben sie es indes nicht geschafft.
1. Toblerone
1. Toblerone

Durch Farbenfrohheit und Betonung der eigenen Einzigartigkeit schlägt Toblerone neue Wege ein.
GrafikIllustrationBildFoto: Bulletproof/Toblerone
Realisierung: Bulletproof
Kleine Nöte können manchmal zu besonderen Ergebnissen führen. Toblerone hat dafür in diesem Jahr den Beweis angetreten: Das Matterhorn musste aufgrund des verlegten Herstellungsortes weichen. Ersetzt wurde es durch eine generische Bergstilisierung. Das restliche Verpackungsdesign wurde direkt mit einer ganzheitlichen Formen- und Farbensprache aufgefrischt.
Das hervorstechende Toblerone-Produktmerkmal – die Dreickigkeit – wurde von Bulletproof noch stärker in den Vordergrund gerückt. Es dient nun umso mehr zur Abgrenzung vom Wettbewerb. Die Marke wagt mit einem unbekümmerten Animations- und Interaktionsdesign zudem den Schritt in die digitalen Kanäle.
Aus meiner Sicht ist es insbesondere dieses spielerische Umarmen der eigenen Einzigartigkeit, wodurch die neue Markenidentität so einzigartig wird und Lust auf das Produkt macht.
Details: wearebulletproof.com/work/toblerone-be-more-triangle
Quelle:
2. Bolt
2. Bolt

Knallig und energetisch: Das neue Bolt-Branding mit der cleveren Wortmarke ist nicht zu übersehen.
GrafikIllustrationBildFoto: Koto/Bolt
Realisierung: Koto
Gemeinsam mit dem weltweit agierenden Kreativstudio Koto hat sich die One-Click-Checkout-Plattform Bolt einen neuen Anstrich verpasst, der sich stark vom Wettbewerb abhebt und sich gezielt an eine jüngere Zielgruppe richtet.
Der Kern des Produkts – der blitzschnelle Service – kommt insbesondere im Herzstück des Brandings zum Ausdruck: Der neuen Wortmarke mit dem Blitz, der sich aus dem negativen Raum zwischen dem »L« und dem »T« ergibt. Die energiegeladene Farbwahl tut ihr übriges.
Zusätzlich wurde ein passendes Illustrations-, Animations- sowie Interaktionsdesign entwickelt, welches auf denselben Prinzipien aufbaut: Auffallende Geschwindigkeit.
Details: koto.studio/work/bolt
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3. Visa
3. Visa

Im Rahmen ihres Rebrands hat sich Visa gezielt die Farben Blau und Gelb zu eigen gemacht und daraus zudem ein eigenes Markensymbol generiert.
GrafikIllustrationBildFoto: Mucho/Visa
Realisierung: Mucho
Das Briefing an Mucho lautete die Wahrnehmung der Marke Visa von einem Synonym für Kredit- und Debitkarten zu einem vertrauenswürdigen Netzwerk zu verändern, welches Privatpersonen und Unternehmen zugleich stärkt.
Das neue Kommunikationsdesign baut zu diesem Zweck kanalübergreifend konsqeuent auf den bereits von Visa verwendeten Farben Blau und Gelb auf. Geschickt wurde in Anlehnung an die Markenhistorie ein neues Markensymbol mit eben diesen Farben geschaffen.
Auch wurde ein Illustrationssystem realisiert, welches sich ebenfalls dieser Farbwelt bedient. Die gemeinsam mit Commercial Type entwickelte Schrift »Visa Dialect« rundet die stimmige neue Markenidentität ab und rüstet Visa für die aktuellen und anstehenden Herausforderungen.
Details: wearemucho.com/work/visa
Quelle:
4. Prime Video
4. Prime Video

Der »Dimple« ist durchgängig mit dem blauen Farbton über alle Medien hinweg zum Identifikationsträger für Prime Video geworden.
GrafikIllustrationBildFoto: Pentagram/Amazon
Realisierung: Pentagram
Mit professioneller Unterstützung durch Pentagram – in Ausführung durch Partnerin Emily Oberman und ihrem Team – hat Amazon es geschafft, seinem Dienst Prime Video eine Wiedererkennbarkeit zu verleihen, ohne jedoch den visuellen Bezug zur Kernmarke zu verlieren.
Dazu wurde der sogenannte »Dimple«, also der Pfeil in der rechten oberen Ecke des berühmtem »Amazon-Lächelns«, clever und vielfältig als visuelles Element verwendet. Auch das Animationsdesign baut stark auf der Nutzung des »Dimples« auf.
Durch omnipräsente Werbemaßnahmen sowie die täglich millionenfache Nutzung von Prime Video konnte sich die neue Identität mit hoher Geschwindigkeit in den Köpfen der Zielgruppe festsetzen. Dazu gehört auch der verwendete Blauton. Somit darf das Rebranding bereits jetzt als voller Erfolg betrachtet werden.
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5. Burberry
5. Burberry

Das wieder eingeführte »Equestrian Knight«-Motiv gibt Burberry einen starken Wiedererkennungswert.
GrafikIllustrationBildFoto: Burberry
Realisierung: Burberry
Unter der kreativen Leitung von Daniel Lee hat sich Burberry auf seine Wurzeln zurückbesinnt: Die erst im Jahr 2018 eingeführte serifenlose Wortmarke wurde durch einen neu entwickelten sowie individuelleren Schriftug ersetzt. Die Umsetzung erinnert mich leicht an die »Royal Cypher« des englischen Königs Charles III.
Das auf das Jahr 1901 zurückgehende »Equestrian Knight«-Motiv ist nun wieder elementarer Bestandteil des Brandings. Dies verhilft der Marke fraglos zu einem unverwechselbaren Erscheinungsbild.
Burberry setzt mit diesem mutigen Schritt darauf, der Darstellung der eigenen Marke wieder mehr Charakter einzuräumen, als dies beim vergangenen Rebrand der Fall war. Die richtige Entscheidung, wie ich finde.
Details: burberryplc.com/news/brand/2023/introducing-the-first-creative-expression-of-burberry-under-dani
Quelle:
Bonus: Webflow
Bonus: Webflow

Die neue Webflow-Bildmarke vereint HTML, CSS und JavaScript zu einem starken Symbol.
GrafikIllustrationBildFoto: Webflow
Realisierung: Webflow
Webflow hatte durchaus bereits eine eigenständige visuelle Richtung eingeschlagen. Das nun vollzogene Update der Markenidentität hebt die Marke jedoch auf eine bislang unerreichte Qualität.
Ich selbst nutze Webflow bereits seit dem Jahr 2018 und konnte die Entwicklung des Unternehmens daher über einen längeren Zeitraum verfolgen. Gemäß eigener Darlegung fügt die eingeführte Bildmarke die im Internet üblichen Auszeichnungssprachen HTML und CSS sowie die Skriptsprache JavaScript visuell zusammen. Meines Erachtens ein spannender sowie gelungener Ansatz.
Die neue Formensprache bietet Webflow viel Anwendungspotenzial. Wir dürfen gespannt sein, was das Unternehmen aus San Francisco daraus entwickelt.
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Fazit
Fazit

GrafikIllustrationBildFoto:
Das Jahr 2023 hat uns einige beeindruckende Rebrands serviert, welche weit über rein visuelle Veränderungen hinausgehen. Gleichzeitig sind sie strategische Weichenstellungen. Die dargestellten fünf Unternehmen haben diesen Wandel bereits gemeistert und sich erfolgreich positioniert:
Meines Erachten müssen Marken als solche und somit auch ihre Design-Systeme heute mehr als je zuvor anpassungsfähig und dynamisch sein. Gleichzeitig müssen sie aber auch ihre Einmaligkeit betonen, um dauerhaft bestehen zu können.
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